
Bei einer Fortbildung wurde ich gefragt: "Wenn du in der Wüste von Nevada ausgesetzt wirst und nach Phoenix sollst, was musst du als Erstes wissen?" Meine Antwort: "Wo Phoenix ist?" Falsch.
"Zuerst musst du wissen, wo DU bist, und dann wo Phoenix liegt."
Vor ungefähr 5 Jahren wurde ich über einer Wüste aus dem Helikopter geschubst. Ohne Proviant mit einem kaputten Kompass. Mir wurde auch nicht gesagt, wo ich hin soll oder welche Wüste das ist.
Großes Kino! Ich wusste nur eins: Ich brauche Wasser, Nahrung und Schatten. Allerdings musste ich erstmal mich und meine Situation bedauern. Nach ein paar Tagen heulen konnte ich wenigstens die
Himmelsrichtungen bestimmen. Macht aber auch keinen Unterschied, wenn man nicht weiß, wo sich der kürzeste Weg zur Wüstengrenze befindet. Also einfach mal drauf los stapfen.
Wenn ich mir meine Depression wie eine Wüste vorstelle, verstehe ich, warum ich lange Zeit das Gefühl hatte, dass sich nichts verändert. Wenn sich die Sanddünen von einem Horizont zum anderen
erstrecken, erscheint die Landschaft immer gleich. Deshalb glaubt man, nicht vom Fleck zu kommen, obwohl man sich bewegt.
Irgendwann erreichte ich doch den Rand der Wüste, in der die Tage brennend heiß und die Nächte extrem frostig waren. Ich fand eine kleine Quelle und ein paar Obstbäume. Die Temperaturschwankungen
wurden milder. Aber die Landschaft war noch nicht besonders lebendig. Der Horizont lag im Nebel.
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